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Gerade bei nassen Bedingungen verleihen Traktionsbänder dem Fahrzeug Halt und schonen den Boden. Foto: zVg:

ZeitschriftenLesezeit 4 min.

Bogiebänder: weniger Schäden und weniger Kraftstoffverbrauch

Die Verwendung von Raupenaufsätzen auf Rädern hilft, den Bodendruck zu verringern und tiefen Fahrspuren vorzubeugen. Doch welche Traktionsband-Typen gibt es, und was sagen die Anbieter zu diesen Produkten? Das sind die wichtigsten Punkte.

Mischa Hauswirth | Die internationale «Swedish Forestry Expo» Ende Mai zeigte etwas in aller Deutlichkeit: Die Mechanisierung der Forstwirtschaft geht Richtung Grossmaschinen mit möglichst hoher Leistung. Gerade bei den Vollerntern und den Forwardern kann das Fahrzeuggewicht darum gut zwischen 15 und 24 Tonnen liegen, hinzu kommt eine Traglast bei den Forwardern von 10 Tonnen oder mehr. 

Dass dieses Gewicht für Waldböden nicht ohne Folge bleibt, sprich der Waldboden in der Fahrspur nachhaltig beeinträchtigt wird, ist bekannt. Ebenso bekannt ist das Dilemma, was nun bodenschonender ist: Räder oder der Einsatz von Raupen und sogenannten Bogiebändern?

Tiefe Fahrrinnen im Wald sind unerwünscht

In skandinavischen Ländern haben Metallraupen mit Quereisen für die Griffigkeit bereits heute einen doppelten Einsatzgrund: Einerseits gilt es, dem Fahrzeug bei Schnee und Eis Halt zu verleihen; hier erzielen Raupen ein deutlich besseres Resultat als Räder, die je nach Bedingungen auch noch mit Ketten versehen werden müssen. Andererseits kennen Länder wie Schweden oder Finnland eher sumpfige und nasse Böden, und da die Holzernte meist in Form von Räumungen durchgeführt wird, müssen Harvester wie Forwarder mehrfach über die Fläche fahren. Besonders griffige Ketten verhindern, dass die Fahrzeuge einsinken respektive steckenbleiben.

Für die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ist die Reduzierung des Bodendruckes «aus wirtschaftlichen Gründen sehr wichtig», wie sie sie auf waldwissen.net festhält. Eine nicht unbedeutende Rolle spielt dabei, wie die Öffentlichkeit die Waldwirtschaft wahrnimmt. Denn grosse und schwere Maschinen im Wald lösen bei vielen Waldbesucherinnen und Waldbesuchern Skepsis bis Ablehnung aus. Sind dann nach einem Holzschlag noch tiefe Furchen im Waldboden zu sehen (die Forstleute sprechen hier auch von Geleisen), so kommt es nicht selten zu Kritik. Gerade in der Nähe von Agglomerationen drängt sich die maximale Reduktion von Fahspuren in Rückegassen auf.

Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass Hersteller wie Felasto Pur für diese Herausforderung eine Lösung anbieten. Das Felastec-Raupenband soll den Bodendruck um 70% verringern. Die Firma Veriga, ebenfalls spezialisiert auf Raupen und Bogiebänder, beruft sich auf eine Studie der Biotechnischen Fakultät der Universität Ljubljana. Diese habe festgestellt, heisst es, dass Traktionsbänder im direkten Vergleich mit Forstketten die Bodenbelastung um 30 bis 50% reduzieren.

Felasto wirbt für ihre Produkte mit dem Hinweis, dass die Raupenbänder auch auf Pflaster-, Beton- und Asphaltflächen einsetzbar seien: «Die hohen Seitenflanken gewährleisten einen sicheren Sitz. Noppen auf der Innenseite der Segmente verzahnen sich mit dem Reifenprofil und verhindern ein Durchdrehen der Räder in dem Felastec-Raupenband.»

Für den Forstmaschinenhersteller Komatsu  gehen die Anstrengungen der Forstmaschinenhersteller bezüglich Bodenschutz noch zu wenig weit, wie er schreibt: «Eine Herausforderung besteht darin, die Auswirkungen der Industrie auf den Waldboden zu minimieren. Die heutigen Maschinen sind nicht vollständig darauf ausgelegt, und es bedarf eines technologischen Wandels, um wirklich etwas zu bewirken.»

Komatsu entwickelt zurzeit den mit Raupen betriebenen Grossforwarder «Centipede». Das Fahrzeug tritt mit dem Anspruch an, den Einfluss von Forstmaschinen auf den Wald zu reduzieren, auch wenn in Zukunft immer grössere Mengen bewältigt werden müssen. «Die Forstwirtschaft steht vor mehreren grossen Herausforderungen, von denen eine die stagnierende Produktivität ist», so Komatsu. «Die Produktivität ist seit mehreren Jahren zwar hoch, aber im Wesentlichen unverändert geblieben, während die Kosten und sogar die Anforderungen an die Forstwirtschaft gestiegen sind. Eine rentablere Forstwirtschaft erfordert mehr Innovation, um den Anforderungen einer modernen, schonenden Forstwirtschaft gerecht zu werden.»

Auch bezüglich Bodenschonung hält Komatsu fest, die heutigen Maschinen seien nicht vollständig für diese Bedürfnisse ausgelegt, und es bedürfe eines technologischen Wandels, um wirklich etwas zu bewirken. Damit sollen auch eine höhere Produktivität und gleichmässigere Holzversorgung der Sägewerke über das Jahr hinweg erreicht werden.

Weniger Diesel und mehr Reifenschonung

Der Centipede, der auf der Basis eines konventionellen Rad-Forwarders Komatsu 855 entwickelt wird und voraussichtlich anfangs 2024 auf den Markt kommt, will nicht nur den Bodendruck verringern und setzt deshalb komplett auf Antrieb mittels Gummiraupe. Auch bezüglich Kraftstoffverbrauch in weichem Terrain soll dieses Fahrzeug künftig neue Massstäbe setzen. Ein weiterer Punkt, bei dem die Komatsu-Ingenieure eine Verbesserung versprechen, ist der Fahrerkomfort durch reduzierte Ganzkörpervibrationen.

Was den Kraftstoffverbrauch betrifft, sehen die Hersteller von Raupen- und Traktionsbänder einen Vorteil und einen Beitrag, um die CO₂-Bilanz dieser Forstfahrzeuge zu verbessern. Denn Bogiebänder und Raupen reduzieren den Dieselkonsum. Ein weiterer Aspekt, den die Hersteller ins Feld führen, ist die Radschonung, weshalb die Traktionsbänder eng und richtig positioniert auf den Rädern sitzen müssen. Veriga beispielsweise schreibt, mit Bändern würde sich die Lebensdauer der Reifen um bis zu 60 Prozent verlängern. Zudem würden sich die Bänder selber reinigen, heisst es, was vor allem mit den Abständen und der Beschaffenheit der einzelnen Elemente zu tun hat, welche die Bänder formen.

Was ist besser: Raupen oder Bänder?

So vorteilhaft Bänder auch sein mögen, es gibt auch Negativpunkte. Da ist zunächst mal die Anschaffung, die das Investitionsbudget nach oben schraubt, auch wenn bei einem längerfristigen Einsatz und Gebrauch der Investitionsaufwand niedrig ist. «Erfahrungsgemäss beträgt der finanzielle Aufwand nur zirka vier Euro pro Betriebsstunde», heisst es etwa bei Felasto Pur. Geschäftsführer Christoph Riesenbeck ergänzt: «Der Preis des Bandes hängt natürlich von der Reifengrösse und dem Achsabstand ab, also der Segmentbreite und -anzahl.» Als Faustformel gelte, dass die Kunststoffbänder verglichen mit Stahlbändern zirka das Doppelte kosteten, jedoch nur die Hälfte wiegen würden.

Bei einer Untersuchung, was denn nun besser ist für den Waldboden, Rad oder Raupe, spricht die LWF von einem «Empfehlungsdilemma». Auf der einen Seite stehen Boden-, auf der anderen die Wurzelschäden. Während die «insgesamt grössere Aufstandsfläche des Raupenfahrwerkes» zu einer «deutlichen Absenkung des Bodendrucks» führt, sprich hier die besseren Resultate als blosse Räder erzielt, sieht es bei der Wurzelverletzung in den Rückegassen anders aus. «Raupengestützte Fahrwerke verursachen signifikant schwerere Wurzelschäden gepaart mit bis zu vierfach 
grösseren Verletzungsflächen», so die LWF.

Der Radharvester war im direkten Vergleich wurzelschonender. Sobald dann noch mit dem Forwarder während der Holzbringung durch den gleichen Bestand gefahren wird, verändert sich die Positivbilanz. Grund: Nach einer vorangegangenen Befahrung mit dem Vollernter erhöht sich die Schadflächengrösse an den Wurzeln der Bäume entlang der Rückegasse deutlich. «Dieses Ergebnis kann wahrscheinlich mit der vom Harvester verursachten Vorschädigung der Wurzelrinde erklärt werden», so die LWF. Durch die Forwarderbefahrung kommt es zu einer weiteren Abschälung der Rinde, ein Umstand, der mit zunehmender Hangneigung an Bedeutung gewinnt. «Bei Standorten bis zu einer Hangneigung von 30 Prozent sollte in jungen bis mittelalten Beständen der Radmaschine der Vorzug gegeben werden», heisst es. Das Risiko der nachhaltigen Schädigung der Bodenstruktur ist damit als vertretbar anzusehen, sofern auf hohe Radzahl, korrekte Bereifung und von vor allem geringen Reifendruck.

Sobald die Arbeiten in einem Wald mit dickeren Bäumen anstehen, verschieben sich die Vorteile Richtung Raupe respektive Traktionsbänder. «Ab einem mittleren Bestandesalter sollten Raupenmaschinen verwendet werden», rät die LWF. Dabei geht es um den Zusammenhang der Baumstammdimensionen mit der benötigten Standfestigkeit der Maschinen und dem damit verbundenen Bodendruck respektive die Verletzung der Bodenstruktur.

Bei Arbeitsplanung an Boden denken

Bei einer Hangneigung von mehr als 30 Prozent sind Raupensystem zu bevorzugen. «Sowohl die Boden- als auch die Wurzelschäden sind wegen des im Vergleich zu Radmaschinen geringeren Schlupfes und der günstigeren Wurzelausrichtung am stärker geneigten Hang deutlich niedriger», heisst es bei der LWF. So oder so können Forstleute bei der Arbeitsplanung einiges tun, um die Auswirkungen der Maschinen auf Boden und Bestand zu reduzieren. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hält dazu in einem Merktblatt fest:

–Bei der Planung der Holzschläge sowie der Feinerschliessung auch die Befahrungsempfindlichkeit der Böden miteinbeziehen.

– Vorgaben für Bodenschutz schriftlich festhalten, zum Beispiel in Verträgen mit den Forstunternehmungen. 

– Kontaktflächendruck verringern. Das kann durch geringeres Gesamtgewicht, niedriger Reifendruck oder Raupen geschehen; wichtig ist hier auch, dass die Rückegasse konsequent vor der Durchfahrt mit einem dicken Astteppich ausgelegt wird.

– Rückegassen in gut befahrbarem Zustand halten, denn Rückegassen mit tiefen Fahrspuren wirken sich negativ auf die Produktivität aus.

Ein Diskussionspunkt dürfte künftig auch der Zeitpunkt der Befahrung sein. Wie Remo Abächerli, Vizepräsident des Verbandes 
Forstunternehmer Schweiz (FUS) im Interview mit WALD UND HOLZ festhielt, wünschen sich mehrere Forstunternehmer eine Debatte darüber, gewisse Holzerntearbeiten bereits im Sommer ausführen zu können (vgl. 08/2023). Grund ist 
die Witterung. Da die Winter immer weniger Tage aufweisen, in denen die Waldböden gefroren sind, dafür oft wochenlang nass, kommt es bei einer Befahrung im Winter zu einer stärkeren Bodenbelastung. Im Spätsommer indes sind die Böden meistens trocken.

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