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Zeitungsausschnitt: Im «Journal Franz Weber», in der Ausgabe Nummer 139, publizierte die Fondation Franz Weber einen Artikel, in dem die Autorin sich für einen anderen Umgang mit dem Schweizer Wald stark macht ― insbesondere mit der Fichte. Foto: Redaktion . Hintergrund: Alte Bäume wie diese mehrere hundert Jahre alte Edelkastanie werden gerne begünstigt und als Biotopbäume ausgeschieden. Foto: Mischa Hauswirth

ZeitschriftenLesezeit 3 min.

Wald und Holz Faktencheck

Die Fondation Franz Weber hat in ihrem Journal Anfang Jahr eine Analyse zum Wald und zur Forstwirtschaft verfasst und dort die Waldbesitzer indirekt kritisiert. Doch stimmen die Angaben, die in diesem Text gemacht werden? «Wald und Holz» macht den Faktencheck – Mischa Hauswirth

Der Wahnsinn der Waldzerstörung findet nicht nur im Amazonas und auf Indonesien statt, er findet vor der eigenen Haustüre statt, schreibt die Franz-Weber-Stiftung.

Falsch. Den Begriff «Waldzerstörung» auf die Schweiz anzuwenden, ist irreführend. In der Schweiz ist der Wald durch das Waldgesetz geschützt. Zudem sorgen sich Bund, Kantone sowie Försterinnen und Förster um die Erhaltung des Waldes und sein Fortbestehen, sei es durch Naturverjüngung, Anpflanzungen, Durchforstungen und Holzernte. Die Nutzung unterliegt klaren Rahmenbedingungen wie etwa derjenigen, dass nicht mehr Holz genutzt werden darf als zuwächst. Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Schweizer Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer betreiben eine ökologische und nachhaltige Waldbewirtschaftung, die den Wald gesund hält. Kahlschläge wie in anderen Weltregionen sind nicht erlaubt. Rodungen müssen in einem allfälligen Verfahren bewilligt werden. Für gerodete Flächen braucht es Ersatzflächen.

Die neue Waldpolitik als Antwort auf die Klimakrise verheizt buchstäblich unseren ältesten und wertvollsten Bäume und preist dies als klimafreundliche und nachhaltige Energiegewinnung an. Noch bis 1990 wurden weniger als 15 Prozent des Schweizer Holzes als Brennstoff genutzt, heute sind es 50 Prozent. 

Falsch. Bezüglich Elektrizitätserzeugung betrug der Anteil an Holz-Energie 2020 5,3 Prozent des gesamten Endverbrauches. Den grössten Anteil mit 59,5 Prozent machten fossile Energieträger aus. Der Energieholzverbrauch stieg zwar von 3 304 662 Kubikmeter (1995) auf 5 610 449 (2020). Viel Energieholz kommt aber aus dem Ausland: So stieg bei den Holzpellets der Import von 19 476 Tonnen (2007) auf 72 778 Tonnen (2020). Die Pellets-Inlandproduktion stieg von 78 524 Tonnen (2007) auf 268 555 Tonnen (2020). Bei der Holzernte betrug der Energieholzanteil 1990 noch 879 000 Festmeter. 2020 waren es 1 944 000 Festmeter, was rund 2,2-mal so viel ist. Wurden 1990 gesamthaft über alle Holzarten und Sortimente 6 262 000 Festmeter geerntet, so betrug die Menge 2020 4 802 000 Festmeter. Der Energieholzanteil betrug somit 1990 14 Prozent und 2020 40 Prozent.

Der Absatz von Energieholz soll um weitere 50 Prozent zunehmen.

Falsch. Energieholz.ch geht davon aus, dass die heutige jährliche Energieholznutzung von 5,6 Millionen Kubikmeter (Waldholz, Restholz, Landschaftsholz, Altholz) auf 7,5 bis 8 Millionen Kubikmeter gesteigert werden könnte. Das käme einer maximalen Steigerung von rund 42 Prozent gleich. Diese Zunahme setzt sich aber nicht nur aus Waldholz zusammen, sondern auch aus Restholz, Landschafts- und Altholz.

Unsere Wälder sind übernutzt. Die Wälder im Mittelland schrumpfen seit 1990 um über fünf Prozent, und ihr Holzvorrat hat um über zehn Prozent abgenommen.

Teilweise richtig. Gemäss Landesforstinventar 4 (2009–2017) beträgt der Holzvorrat aller lebenden Bäume in der Schweiz 421 Millionen Kubikmeter oder 350 Kubikmeter pro Hektare. Der Vorrat hat seit der Erhebung 2004 bis 2006 unter Einbezug der Waldflächenzunahme um 14 Millionen Kubikmeter oder 3,4 Prozent zugenommen. Zudem habe das durchschnittliche Gesamtholzvolumen von 367 Kubikmeter pro Hektare auf 374 Kubikmeter pro Hektare zugenommen, schreibt das Bundesamt für Umwelt (BAFU). «Der aktuelle Durchschnittswert liegt in derselben Grössenordnung wie in vergleichbaren europäischen Regionen», heisst es. Allerdings gibt es tatsächlich regionale Unterschiede: Bis 2017 hat der Holzvorrat in den Alpen um 15 Prozent zugenommen, auf der Alpensüdseite um 30 Prozent, im Mittelland indes ist er um 11 Prozent gesunken. Wichtig ist hier jedoch zu wissen, dass die Schweiz im europäischen Vergleich den grössten Anteil an älteren Wäldern besitzt.

Die Nutzung von Holz als klimaneutralem Rohstoff anzupreisen, ist eine dreiste Lüge. Die Abholzung alteingesessener Wälder führt zu mehr Kohlenstoff-Emissionen.

Falsch. Der Gesamtvorrat an Holz im Wald beträgt schweizweit etwa 450 Mio. Kubikmeter (inkl. Totholz). Durchschnittlich stehen auf jeder Hektare Wald fast 374 Kubikmeter Holz. Jährlich ergibt dies 11 Millionen Kubikmeter. Dabei werden rund 2,75 Millionen Tonnen Kohlenstoff gebunden (≈ 10 Mio. Tonnen CO2 ). Dies entspricht CO2-Emissionszertifikaten im Wert von jährlich rund 300 Millionen Franken. Ohne den Wald zu übernutzen, könnten im Inland jährlich 7 bis 8 Millionen Kubikmeter Holz geerntet werden, zurzeit sind es rund 4,6 Millionen Kubikmeter im Wert von gut 378 Millionen Franken. Knapp die Hälfte des geernteten Holzes wird als  «Stammholz» verkauft.

Nicht der maximale Ertrag, sondern der Erhalt von möglichst resilienten Wäldern muss das primäre Ziel sein.

Falsch. Bereits 2016 hat WaldSchweiz ein Merkblatt «Inwertsetzung von Biotopbäumen» für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer herausgegeben. Försterinnen und Förster sind im ganzen Land darum bemüht, ökologisch wertvolle Baumindividuen stehenzulassen respektive zu fördern. Die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) erforscht zusammen mit vielen Forstspezialisten und Försterinnen und Förstern die Möglichkeiten einer Baumartenzusammensetzung, die den Schweizer Wald resistent, natürlich, ökologisch wertvoll und «klimafit» hält.

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